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Zu dem Gedicht „Kein Neuntöter“ von Mascha Kaléko – Gedicht

Kein Neuntöter

Ich singe, wie der Vogel singt,

beziehungsweise sänge,

lebt er wie ich, vom Lärm umringt,

ein Fremder in der Menge.

Gehöre keiner Schule an

und keiner neuen Richtung,

bin nur ein armer Großstadtspatz

im Wald der deutschen Dichtung.

 

Weiß Gott, ich bin ganz unmodern,

Ich schäme mich zuschanden:

Zwar liest man meine Verse gern,

Doch werden sie – verstanden?

 

Aus: Das himmelgraue Poesiealbum der Mascha Kaléko

Berlin: Arani-Verlag, 1983. S. 7

Liebe Mascha Kaléko

Dein Spatzenlied kann ich verstehn,

da musst du dich nicht schämen!

Mir klingt dein Vers sehr angenehm,

voll Liebe und voll Tränen.

 

Und warst du auch oft heimatlos,

am ungeliebten Orte –

so war dein Reich doch riesengroß

durch deiner Sprache Worte!

J. A.

Mascha Kaléko ist am 7. Juni 1907 als Golda Malka Aufen in Schidlow Galizien geboren.  (Damals Donaumonarchie – heute Chranow Polen.)  Mit 7 Jahren, flieht sie mit den Eltern vor russischen Progromen in den Westen.

1938 emigriert Mascha mit ihrem zweiten Mann, dem Komponisten Chemjo Vinaver, vor den Nationalsozialisten in die USA. 1959 folgt sie Chemjo auch nach Israel.  Nach dem unerwarteten Tod des geliebten Sohnes 1968, verliert sie ihren Mann 1973. Am 21. Januar 1975 stirbt Mascha Koléko in Zürich.

„Kein Neuntöter“ entstand im Januar 1975, kurz vor ihrem Tod.

eine Rose für einen Dichter