Lisa und das Äffchen
Ein Kind sucht seine Mutter, ein kleines Mädchen irrt durch die große Stadt, um seine Mutter zu suchen, die unerwartet in ein Krankenhaus muss. Bei diesem gefahrvollen Weg im eisigen Winter, gerät die kleine Lisa zum ersten Mal aus seiner geschützten Kinderwelt heraus und begegnet dem harten Stadtleben mit seinen unterschiedlichen Menschen, Tieren und Schicksalen.
Ein Kinderbuch, das berührt. Vor allem aber ein Blick auf das Leben der Menschen im damaligen kaukasischen oder russischen Kulturkreis. Die Geschichte spielt vermutlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie erinnert an die großen Erzählungen der russischen Literatur, wie von Nicolai Gogol „Der Jahrmarkt von Ssorotschinsy“. Ein spannendes Buch für Kinder ab 10 Jahren und ein soziologisch und psychologisch höchst interessantes Buch für Erwachsene.
Leider konnte ich über die Autorin, Gertrud Deringer lange keine weiteren Daten ermitteln. Nur die russischen Namen und das Umfeld der erwähnten Personen verrieten mir, dass diese Frau eine besondere Beziehung zu einem der russisch geprägten Länder haben musste. Dafür sprach auch ein zweites Buch, das im Kaukasus spielt.
Zeichnung eines unbekannten Künstlers zu dem Buch „Lisa und das Äffchen“.
Nun habe ich auch das zweite Buch erhalten „Timbulat – der Höhlenhirt“. Eine Geschichte aus den kaukasischen Bergen.
Hier finde ich endlich einige Daten über Gertrud Deringer.
Gertrud Deringer, geb. von Törne (1887 – 1905) stammt aus seiner deutsch-baltischen Familie. Sie ist aufgewachsen in Rostow am Don, wo ihr Vater Propst einer deutschen Gemeinde war. Nach dem Abitur auf dem deutschen St. Annen – Gymnasium in Sankt Petersburg, heiratet sie 1905 den Pastor Nikolai Deringer. 1907 erhalten sie in dem schwäbischen Dorf Neustuttgart bei Berdjansk eine Pfarrstelle. Das Paar bekommt acht Kinder. 1918 flieht die Familie erstmals vor der bolschewistischen Revolution nach Deutschland. 1945 folgt die zweite Flucht vor der russischen Armee. Aber 1946 lebt die Familie in Hessen. Zuletzt zieht Gertrud Deringer zu einem Sohn in die Nähe von Stuttgart, wo sie 1954 stirbt.
„Timbulat – der Höhlenhirt“ wurde erst 2001, aus dem Nachlass der Autorin von ihrem Sohn Arved Deringer herausgegeben. Gertrud Deringer schildert auch hier mit Liebe und Charisma das Leben der einfachen Menschen im Kaukasus. Die Erzählung ist für ältere Kinder, wie auch für Erwachsene gut zu lesen. Vor allem, da wir in Europa nur wenig über diese Länder wissen.
Empfehlen möchte ich zu dem Thema auch ein besonderes Kochbuch „Kaukasis“, von Olia Hercules, das nicht nur die Rezepte, sondern auch die Menschen und ihre Lebensgewohnheiten im Kaukasus vorstellt.
J. A.
Interessant! Den Titel habe ich schon mal gehört, das Buch scheint etwas Besonderes zu sein.
Ja, danke vielmals! Ich versuche schon seit einiger Zeit etwas über diese Autorin zu erfahren. Ich könnte mir vorstellen, dass sie noch andere Bücher geschrieben hat, vielleicht auch
Bücher für Erwachsene unter einem Pseudonym? J. A.