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Im Glashaus – Gedicht

Im Glashaus

Ich sitze im Glashaus und fürchte mich kaum,

genieße den hellen, den zugfreien Raum.

Und freue mich an der hermetischen Welt,

wo alles so steht, wie es einmal gefällt…

 

Das Glashaus umgibt eine schützende Insel,

so dass man des Sturmwinds fatales Gewinsel

aus starker Entfernung gedämpft nur verspürt, 

das weit in der Tiefe die Wellen aufrührt…

 

Doch manchmal erreichen verstörende Stöße

bedrohlicher Wetter erheblicher Größe,

in rasender Wut, mit brutalem Gebrülle

sogar übers Glas – meine schützende Hülle!

Jakobs Traum

Bilder aus dem KInderbuch Strtsch-brsch-grtsch von Katja Hellmich

J. A.

12 Kommentare

  1. Reinhold

    Gut ausgedrückt. Wir werden wohl mit dem Gefühl politischer Unwetter leben müssen.

    • Und es fällt oft nicht leicht, aus der Fülle der Nachrichten die Wahrheit heraus zu filtern. Aber durch praktische Vernunft kann man Vieles schon richtig einschätzen. Und ein bißchen Vertrauen in die Welt muss man sich auch bewahren. Danke, Reinhold für deinen Kommentar!
      J. A.

  2. Klug, treffend und mit einer guten Prise Augenzwinkern wie mir scheint…;)

  3. Ihr Gedicht ‚Im Glashaus‘, hat mich gerade an meine Situation erinnert. Sehr schön und was ein Glück, gibt es in meiner Wohnung keine Steine. Zur Erinnerung ein Gedicht, von einem gemeinsamen Bekannten, als Stolperstein.

    Von Max Hayek. (1914)

    Der Gefangene

    Nicht hinter Stäben saß der, den ich meine:
    Er ging so frei wie ihr im Sonnenscheine
    Und sah die Wolken so wie ihr im Blauen –
    Hinschweben und erfreute sich am Schauen!
    Die Blumen und die Farben und die Sterne
    Die hatt‘ er, wie nicht jeder von euch, gerne,
    Und wußte auch dem Leide zu begegnen
    Und blinde Torheit einsichtsvoll zu segnen.
    Das war es nicht: er fand, es wär‘ die Erde

    Hallo liebe Frau Amthor,

    ich hatte auf yt, wie seinerzeit bei Ihnen, die adaptierte Fassung von Max Hayek’s ‚Der Weg‘ gefunden und mich ein wenig mit der lieben Dichterin ‚Uschi‘ unterhalten, die es dort mit falschem Verfassernamen hochgeladen hat. Dieses Gedicht vom lieben Max und der Hinweis zu einem neuen Buch mit ihm, wollte ich Ihnen gerne mitteilen und einen lieben Gruß an Sie dalassen.
    Ich habe Vorgestern ein wenig recherchiert und bin nur auf Amazonien fündig geworden. Es könnte Sie evtl, auch interessieren (ich mir gedacht habe). Leider ist es in englischer Sprache, was für mich eine kleine Herausforderung werden wird.

    Der Buch-Titel ist: ‚Nine Holocaust Poets‘ (Taschenbuch – 11. April 2024)

    Englisch Ausgabe von Ilse Weber (Autor), Dietrich Bonhoeffer (Autor), Max Hayek (Autor), Max Hermann-Neiße (Autor), Gertrud Kolmar (Autor), Else Lasker-Schüler (Autor), Selma Meerbaum-Eisinger (Autor), Miklós Radnóti (Autor), Marianne Dora Rein (Autor), Jim Doss (Übersetzer)

    Kennen Sie Selma Meerbaum-Eisinger? Ich habe sie, wie seinerzeit den Max Hayek, sofort in mein Herz geschlossen.

    Alles Liebe und bleiben Sie gesund.

    Ihr Olaf Hantl aus Frankfurt ☺

    • Lieber Herr Hantl, wie schön, wieder einmal von Ihnen zu hören, bzw. zu lesen! Und toll, dass es kein „Stein“ ist, sondern ein sehr anregender Kommentar mit einem Gedicht von Max Hayek, den Sie meinem Blog zufügen! Dürfte ich dieses bewegende Gedicht meinem „Hayek- Stolperstein“ noch anfügen? Das empfohlene Buch will ich mir auch ansehen. Selma Meerbaum-Eisinger kenne ich nicht. Danke für den Hinweis! Sehr gerne las ich immer die Gedichte von Else Lasker-Schüler und natürlich die Texte und Gebete von Dietrich Bonhoeffer. Kennen Sie eigentlich Bruno Schulz? (Die Zimtläden.) Mit Dank und besten Grüßen!

      J. A.

  4. Guten Morgen liebe Frau Amthor,

    dass dürfen Sie selbstverständlich beides übernehmen. Ich vermute allerdings, dass ich in dem Buch, das ich bereits heute Mittag empfange, evtl. nur seine großartigen Übersetzungen im Original vorfinden werde, mit denen er seinerzeit seine Leserschaft beglückt hat.
    Den Bruno Schulz kenne ich leider (noch) nicht. Im Moment, liegt mir eine sehr fleißige Dichterin aus Wien am Herzen, die unsere gemeinsame Freundschaft mit Max Hayek teilt. Die liebe Ursula Rischanek ist ein Wienerin, die dem Max bestimmt sehr gefallen würde.
    Sie finden mich bei ihr (auf youtube) in den Max Hayek Kommentaren unter meinem Alias ‚Ein Mensch, der dich liebt‘ mit dem ich Max jeden Tag begrüße und an Euch denke. ❤

    Herzliche Grüße, Olaf Hantl ☺

    • Das ist sehr nett, herzlichen Dank, lieber Herr Hantl! Bruno Schulz ist in dem Sinne wohl kein Lyriker aber seine Prosatexte sind unglaublich grotesk – phantastisch, poetisch und humorvoll. Ein unglücklicher Mensch und Künstler aber leider, dem ebenfalls ein „Stolperstein“ zustehen sollte. J. A.

  5. Olaf Hantl

    Bitteschön. Den Bruno, werde ich bestimmt mögen. Dieses von mir beworbene Buch mit Max, definitiv nicht. Ich habe mir gerade vorab, dass Inhaltsverzeichnis auf Amazon angesehen und zu meinem Bedauern festgestellt, dass es eine Kopie von ‚unserer‘ (Ihrer und meiner) Vergangenheit ist. Ich will hier nichts weiter verraten. Es ist nur die traurige Erkenntnis, dass meine Mühen diesbezüglich, völlig umsonst gewesen sind. Da wird in den nächsten Jahren, so mancher damit schlechte Erfahrungen machen. Mögen Sie Äpfel? Ich liebe Äpfel …. die esse ich jeden Tag. ❤

    Merkspruch

    Was du im Leben Gutes getan,
    Das sieht der Himmel nicht sonderlich an:
    Das Gute hat er in dich gelegt,
    Wie das Herz, das dir im Leibe schlägt!
    Die Blume blüht – sie vermag nichts dagegen,
    Ihre Blühkraft hat ja im Samen gelegen!
    Das Licht muss leuchten – es ist sein Wesen,
    Dazu wards von Gott ja auserlesen!
    Drum: wenn du etwas Gutes getan,
    Das sieht der Himmel nicht sonderlich an. –
    Du hast nur, wie die Blume, geblüht
    Und ein wenig Licht aus dir geglüht!

    Doch wenn du dem Übel widerstanden,
    Wenn du den Feind in dir bezwungen,
    Den Verführungsteufel niedergerungen
    Und die Liebe gelöst hast aus ihren Banden –
    Wenn du den Gott in dir befreit hast
    Und so zu seinem Kind dich geweiht hast:
    Ja, dann vielleicht, du kämpfender Mann,
    Wird die Himmelspforte dir aufgetan,
    Denn du, du echter, wahrhaftiger Christ,
    Bringst eine Tat du mit, die dein Eigen ist!

    Max Hayek (1917)

    • Danke, lieber Herr Hantl, das ist ein sehr schönes Gedicht von Max Hayek. So wird er immer mehr und mehr aus der Vergessenheit ans Licht gehoben. J. A.

  6. Hallo liebe Frau Amthor,

    was für ein Sommer. Ich denke gerade an Rudi Carrell und an einen Frosch, der in seinem Glashaus sitzt. Angenehme und herzliche Grüße, O.H.

    Ich hätte hier noch einen Link zu einer pdf-Datei auf E-Periodica, mit einem Gedicht von Max Hayek, dass ich gestern für Sie gesucht und dort gefunden habe.

    https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ahh-001%3A1938%3A42%3A%3A1126

    Dieses Gedicht für Sie abzuschreiben und Ihnen und dem Frosch damit eine Freude zu machen, wäre sicherlich die bessere Vorhehensweise und Option gewesen. Vielleicht wäre es ja für Sie eine kleine Herausforderung, über die sich der Max und Ihre Leser sehr freuen würden.

    Unabhängig davon, hätte ich noch einen kleinen Tipp für Sie. Es geht dabei um einen anderen gescheiten ‚Wetterpropheten‘ den man auf Youtube und im Muotathal findet. Da wurden in mir liebe Kindheits- Erinnerungen geweckt, die mich gerade begleitet haben. Eine Tante von mir, hatte dort in den Bergen eine Hütte, die ich zweimal während einem Besuch erlebt habe.

    • Das ist ja ein reizendes Gedicht! Dieser kleine Wetterprophet zaubert sicher ein Lächeln in jedes Gesicht – und man fühlt sich so einem netten Frosch direkt verwandt. Auch die Zeichnung finde ich sehr hübsch. Da haben Sie wieder einen Schatz ausgegraben, lieber Herr Hantl! Vielen Dank auch für den zweiten Tipp! J. A.

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