Ein alter Brief, mit halbverblassten Lettern,
der Jahre lang in einer Lade schlief,
beginnt sich unerwartet aufzublättern
weil ihn versehentlich sein Name rief.
Er kriecht heraus, aus seiner finstren Bleibe
Und rückt dem Adressaten auf den Leibe.
Er flattert und er schnattert,
er zwacket ihn und hacket,
er springt auf seinen Schoß
und lässt ihn nicht mehr los.
Einst Liebesbrief, so gibt er sich jetzt nüchtern
und eher cool – im klaren Diskutieren.
Spricht mit Vernunft und nicht wie damals schüchtern,
zeigt sich gereift und möchte nicht brüskieren.
Um seiner faden Lage zu entgleiten
kroch er heraus, aus längst vergangnen Zeiten.
Jetzt schmeichelt er und streichelt,
er mustert und er plustert
und drängt sich auf den Schoß.
Und wird ganz riesengroß.
J. A.
Waldweg im Kreuzlinger Forst
sehr gelungen!