Vatis Ausflüge
Als wir noch klein waren, nahm uns der Vati gerne auf seinem alten Herren- Fahrrad mit in die Natur. Auf ungepflasterten Wegen radelte er dann durch die liebliche Moränenlandschaft des Voralpengebiets. Er erzählte uns von der Eiszeit, welche die sanften Erhebungen und den vielen Kies hinterlassen hatte. Und von Kelten und Römern in späteren Zeiten. Manchmal stellte er sein Fahrrad an einem Baum ab und stapfte mit uns durch den hohen Laubwald des Karlsbergs, wo einmal eine Burg gestanden haben soll. Vergeblich wühlten wir dann in dem moderigen Buchenlaub nach Steinen, die vielleicht noch von der Burgmauer stammen könnten. Karl der Große, soll diese Burg erbaut haben. Geboren sei er jedoch in der Gautinger Reismühle, wo Pippin der Kurze und seine Frau Bertrada nach einer Jagd eingekehrt waren. Darum führe die Gemeinde Gauting, in ihrem schönen Wappen ein Mühlrad und darüber eine Kaiserkrone.
Bis zur Römerschanze schleppte uns der Vater manchmal, bis nach Buchendorf hinüber. „In Wirklichkeit ist es wohl eher eine Keltenschanze.“ meinte er dann dort versonnen. „ Oder gar ein keltisches Heiligtum!“ Andächtig stiegen wir auf die geheimnisvollen Wälle.
Nachdem die meisten Wege in der Umgebung aber steil waren, mussten wir zuweilen auch von Vatis Fahrrad absteigen. Wir trabten neben seinen großen Schritten. Während er die Gelegenheit benutzte, um uns, noch atemlos vom Bergaufschieben, die Früchte mancher Felder zu erklären. „Es gibt Kinder,“ keuchte er, mit einer gewissen Verachtung in der Stimme, „ die können nicht einmal den Weizen vom Roggen unterscheiden!“ Dabei rupfte er im Vorbeigehen einen Stängel aus dem Feld, um uns die Unterschiede schon allein der Grannen zu beweisen.
Oft hob er auch den einen und anderen Stein vom Boden auf oder zog ihn aus einer baufälligen Steinmauer. „Nagelfluh“ jubelte er einmal und zeigte auf die Abdrücke von Pflanzen, die vor Millionen Jahren in der erkalteten Lava versteinert waren. Angeregt von seiner Begeisterung, hoben auch wir Kinder eifrig Kies- oder Granitsteinchen vom Boden auf, um sie ihm zu zeigen.
„Feldspat, Quarz und Glimmer, das vergess ich nimmer!“
Jahre später, radelten wir dann zu fünft mit unsern Eltern in die nähere Umgebung. Bei Lagerfeuern in ehemaligen Kiesgruben, mit einem Stück gerösteter Lyoner am Stecken… Oder bei gemeinsamen Lauf – und Ballspielen auf den freien Wegen und anschließendem Picknick, verging so der Sonntag. Erst am Abend kehrten wir dann müde und zufrieden wieder auf unseren Rädern heim.
Nur ich stellte mir dann seufzend vor, wie sich meine Freundinnen heute an der Würm getroffen hätten. Und ob da nicht ein ganz bestimmter Junge mit dabei war…?
J. A.
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Als wir noch klein waren, nahm uns der Vati gerne auf seinem alten Herren- Fahrrad mit in die Natur. Auf ungepflasterten Wegen radelte er dann durch die liebliche Moränenlandschaft des Voralpengebiets. Er erzählte uns von der Eiszeit, welche die sanften Erhebungen und den vielen Kies hinterlassen hatte. Und von Kelten und Römern in späteren Zeiten. Manchmal stellte er sein Fahrrad an einem Baum ab und stapfte mit uns durch den hohen Laubwald des Karlsbergs, wo einmal eine Burg gestanden haben soll. Vergeblich wühlten wir dann in dem moderigen Buchenlaub nach Steinen, die vielleicht noch von der Burgmauer stammen könnten. Karl der Große, soll diese Burg erbaut haben. Geboren sei er jedoch in der Gautinger Reismühle, wo Pippin der Kurze und seine Frau Bertrada nach einer Jagd eingekehrt waren. Darum führe die Gemeinde Gauting, in ihrem schönen Wappen ein Mühlrad und darüber eine Kaiserkrone.
Bis zur Römerschanze schleppte uns der Vater manchmal, bis nach Buchendorf hinüber. „In Wirklichkeit ist es wohl eher eine Keltenschanze.“ meinte er dann dort versonnen. „ Oder gar ein keltisches Heiligtum!“ Andächtig stiegen wir auf die geheimnisvollen Wälle.
Nachdem die meisten Wege in der Umgebung aber steil waren, mussten wir zuweilen auch von Vatis Fahrrad absteigen. Wir trabten neben seinen großen Schritten. Während er die Gelegenheit benutzte, um uns, noch atemlos vom Bergaufschieben, die Früchte mancher Felder zu erklären. „Es gibt Kinder,“ keuchte er, mit einer gewissen Verachtung in der Stimme, „ die können nicht einmal den Weizen vom Roggen unterscheiden!“ Dabei rupfte er im Vorbeigehen einen Stängel aus dem Feld, um uns die Unterschiede schon allein der Grannen zu beweisen.
Oft hob er auch den einen und anderen Stein vom Boden auf oder zog ihn aus einer baufälligen Steinmauer. „Nagelfluh“ jubelte er einmal und zeigte auf die Abdrücke von Pflanzen, die vor Millionen Jahren in der erkalteten Lava versteinert waren. Angeregt von seiner Begeisterung, hoben auch wir Kinder eifrig Kies- oder Granitsteinchen vom Boden auf, um sie ihm zu zeigen.
„Feldspat, Quarz und Glimmer, das vergess ich nimmer!“
Jahre später, radelten wir dann zu fünft mit unsern Eltern in die nähere Umgebung. Bei Lagerfeuern in ehemaligen Kiesgruben, mit einem Stück gerösteter Lyoner am Stecken… Oder bei gemeinsamen Lauf – und Ballspielen auf den freien Wegen und anschließendem Picknick, verging so der Sonntag. Erst am Abend kehrten wir dann müde und zufrieden wieder auf unseren Rädern heim.
Nur ich stellte mir dann seufzend vor, wie sich meine Freundinnen heute an der Würm getroffen hätten. Und ob da nicht ein ganz bestimmter Junge mit dabei war…?
J. A.
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